Zahnheilkunde

Die Zahnsanierung Ihrer Katze

Ihre Katze stellt das Fressen ein oder riecht aus dem Maul? Dann ist ein Tierarztbesuch weit überfällig. Wir erklären Ihnen hier, weshalb diese Untersuchung bereits früher stattfinden sollte und weshalb die Zahnsanierung auch bei der Katze eine große und wichtige Rolle spielt.

Bei einer allgemeinen Untersuchung fällt uns am Gebiss Ihrer Katze vielleicht eine Veränderung auf. Diese zeigt entweder „nur“ vermehrte Zahnsteinbildung oder wir entdeckten sogar sogenannte „Läsionen“ (ähnlich wie Löcher) an einem oder mehreren Zähnen. Oft ist das Zahnfleisch dabei mehr oder weniger stark entzündet. Sowohl die Entzündung als auch die Löcher bereiten Katzen große Schmerzen. Jeder, der schon einmal ein Loch im Zahn oder eine Entzündung im Mund hatte, kann sich vorstellen, wie sich das anfühlt – auch wenn Sie als Besitzer ganz sicher sind, dass das bei Ihrem Tier nicht der Fall ist.

Warum habe ich nichts bemerkt?

Sie wundern sich, weil Sie bisher gar nichts von Schmerzen bemerkt haben? Ihre Katze frisst normal und Schmerzen scheint sie auch nicht zu haben? Das täuscht leider, denn Ihre Katze hat wenig Möglichkeiten ihren Schmerz zu zeigen. Manche Katzen fallen dadurch auf, dass sie sich zurückziehen, einige durch vermehrte Aggression, andere werden schmusiger oder zeigen eben gar nichts. Tatsache ist aber auf jeden Fall, dass Futterverweigerung sehr selten dazu gehört, egal wie schlecht die Zähne sind.

FORL (RL)

Leider leiden mittlerweile mehr als 50% aller Haus- und Rassekatzen an einer wirklich sehr schlimmen und schmerzhaften Zahnerkrankung. Der Grund dafür ist nicht vollständig geklärt. Die Erkrankung heißt abgekürzt FORL. Das steht für den fast unaussprechlichen Namen „Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen“. Heute kürzt man den Namen der Erkrankung gern mit RL („Resorbtionsläsionen“) ab.

Die RL fallen wie ihr Name sagt durch „Läsionen“, also Löcher in den Zähnen auf. Diese Löcher können im Sichtbereich der Zähne, also an der Krone sitzen oder im Wurzelbereich, unsichtbar für das Auge. Genau diese Läsionen sieht man dann nur auf den Röntgenbildern. Was aber das wichtigste ist: Diese Löcher sind hochgradig schmerzhaft für das Tier.

Schuld sind körpereigene Zellen der Katze, die sogenannten Odontoklasten. Sie entkalken die Zähne, schwächen sie und verursachen einen Abbau der Zahnsubstanz, bis schließlich die Zahnkrone abbricht. Sitzen die Läsionen an der Wurzel, dauert es etwas länger, bis die RL Probleme verursachen. Aber spätestens, wenn das Loch die Höhle erreicht, in der der Nerv liegt (Pulpahöhle), leidet Ihre Katze dauerhaft unter Schmerzen, auch wenn Sie ihr das nicht anmerken. Sogar der Kieferknochen ist oft betroffen.

Manchmal sehen wir schon beim bloßen Betrachten der Katzenzähne, dass ein Tier von FORL betroffen ist. Manchmal aber entdeckt man solche Läsionen erst, wenn der Zahnstein entfernt wurde. Deshalb ist der Verlauf einer Zahnbehandlung vorher nicht vorhersagbar.

Sind solche Läsionen vorhanden – egal ob kleine oder große – bleibt nichts als den Zahn zu ziehen. Ganz selten ist ein Zahn schon so locker, dass das schnell und einfach geht. Da die Wurzeln der Zähne aber sehr fragil sind und ja schon Löcher besitzen, muss meistens der Kiefer chirurgisch eröffnet werden. Am Ende wird dann das Zahnfleisch über dem Zahnfach vernäht. In Einzelfällen kann es notwendig sein, am Ende erneut ein oder mehrere Röntgenbilder anzufertigen, um sicherstellen, dass keine Wurzelreste im Kiefer verblieben sind.

Die Narkose

Jegliche Zahnbehandlung Ihrer Katze muss in Narkose durchgeführt werden. Nach dem höchsten Standard arbeiten wir fast ausschließlich mit einer Inhalationsnarkose. Ihre Katze bekommt über einen Venenkatheter eine Vormedikation zum Einschlafen. Anschließend wird sie intubiert, wenn nötig beatmet und bekommt Sauerstoff und Narkosegas. Dabei steht Ihre Katze unter ständiger Herz- und Sauerstoffkontrolle. Für den Kreislauf gibt es dazu noch eine Infusion. Diese Art der Narkose ist etwas teurer als die früher bei uns verwendete Injektionsnarkose. Aber sie ist sehr viel schonender und auch sicherer. Zudem sind die Tiere schneller wach und viel fitter, wenn Sie sie abholen.

Zahnstein

Erst bei einer genauen Untersuchung in Narkose können wir einschätzen, wie schlimm die Erkrankung am Zahnapparat Ihrer Katze wirklich ist.
Vielleicht finden wir „nur“ Zahnstein – ohne dass Zahnfleisch oder gar Knochen betroffen sind. Dieser wird dann per Ultraschall-Scaler entfernt. Das ist wichtig, denn Zahnstein ist durchaus nicht nur ein kosmetisches Problem – auch wenn das immer wieder behauptet wird. Im Gegenteil kann Zahnstein das gesamte gesundheitliche Gleichgewicht des Körpers durcheinanderbringen.

Wie Menschen haben auch Katzen Beläge auf den Zähnen, die aus Speiseresten und Bakterien bestehen. Im Speichel sind Mineralien enthalten, die sich auf Dauer an den Zahnbelag anlagern und diesen quasi steinartig aushärten. Zunächst einmal verdrängt der Zahnstein – lange genug ignoriert – das Zahnfleisch mehr und mehr. Das führt zur Parodontose. Dabei entstehen meist auch Zahnfleischentzündungen. Durch kleinere Blutungen dringen die Keime dann in die Blutbahn ein und sorgen dafür, dass das Immunsystem ständig überarbeitet ist. Gern lagern sich diese Bakterien an Herzklappen an und führen dort zu Herzklappenfehlern oder sie belasten die Nieren.Zahnstein sollte also auf jeden Fall regelmäßig entfernt werden.

Dentalröntgen

Sollten wir bei der Untersuchung starke Entzündungen, tiefe Zahntaschen sowie Rückgang des Zahnfleisches finden oder sogar Hinweise auf Brüche oder Löcher in den Zähnen, fertigen wir auf jeden Fall Röntgenaufnahmen an. Dafür haben wir genau wie Ihr Zahnarzt ein spezielles Zahnröntgengerät. Mit insgesamt 6 bis 8 Aufnahmen können wir jeden Zahn genau untersuchen. Und nein, wir können auf das Röntgen keinesfalls verzichten, denn mindestens 30% der Zahnschäden bei Katzen liegen im Bereich der Wurzeln und sind äußerlich nicht zu sehen.

Weitere Behandlung

Nach der erfolgreichen Zahnsanierung bleibt Ihre Katze noch unter Beobachtung, bis sie wach ist. Sie bekommt in der Regel zwei Injektionen: ein Antibiotikum sowie ein Schmerzmittel. Für zu Hause bekommen Sie dann ein Schmerzmittel, das Sie zuhause eingeben können. Zwei Tage später bestellen wir Sie wieder ein, um die Wunden zu kontrollieren und die Antibiotikagabe zu wiederholen.

Sollte sich in der OP herausstellen, dass Ihre Katze eine schwere Form der FORL aufweist und viele Zähne betroffen sind, kann es sogar sein, dass wir nicht alle in einer Sitzung entfernen können. Dann benötigt Ihre Katze einen zweiten OP-Termin, um die Sanierung zu vollenden.

Die Kosten

Wie Sie den voran gegangenen Texten entnehmen können, ist die Preisvorhersage für eine Zahnsanierung bei Katzen äußerst schwierig. Wir beraten Sie gerne persönlich in unserer Praxis.

Aus diesem Grund raten wir Ihnen dringend, eine OP-Versicherung abzuschließen. Diese kostet ca. 20 bis 30 Euro pro Monat und übernimmt die Operationskosten einer FORL Erkrankung meisten vollständig. Bitte informieren Sie sich gründlich, es gibt zwischen den Versicherungen große Unterschiede.